Leserbrief zur Diskussion um die Kinderbetreuung vom 20.2.2020

Die Kinder sind unser höchstes Gut

Flächendeckende  und bezahlbare KITA-Plätze sind das Ziel. Solche Angebote, so die Aussage des Artikels, brauche es in einer sich verändernden, modernen Gesellschaft. Kinderbetreuung soll zudem eine „Service-Public-Aufgabe“, also eine Staatsaufgabe werden. In den KITAs wird das Allheilmittel unserer heutigen Gesellschaft gesehen. Für das Wohl unserer Kinder? Oder eher zum Wohl der Erwachsenen, des Staates und der Wirtschaft? Werfen wir einmal einen Blick auf die Erkenntnisse der Bindungsforschung. Aus der Bindungsforschung ist hinreichend bekannt, dass eine zu frühe und zu lange Trennung von den Eltern als primäre Bezugspersonen Verlust- und Trennungsängste bei den Kindern auslösen kann. Messungen haben gezeigt, dass bei Kleinkindern deutlich überhöhte Werte des Stresshormons Cortisol auftreten. Trennung erzeugt also Stress. Forscher sind deswegen besorgt, weil die gesamte Entwicklung des sich ausformenden Kindergehirns  von Hormonen beeinflusst wird. Zudem ist hinlänglich bekannt, dass die ersten drei Lebensjahre für die Entstehung von Urvertrauen und Ursicherheit entscheidend sind, um die Welt aktiv zu erforschen und gesunde Beziehungen zu leben. Diese Fakten werden von der Politik einfach in den Wind geschlagen. Welche Werte und Signale senden wir jedoch an unsere Kinder,  wenn diese bereits von früh auf erleben, dass sie „abgegeben“  werden? Eine gute Bekannte aus Deutschland hat mir unlängst erzählt, wie froh sie als Eltern waren, dass sie ihre Kinder im Westen selber erziehen konnten, währenddessen die Eltern in der ehemaligen DDR gezwungenermassen einer beruflichen Tätigkeit nachgehen und ihre Kinder in die KITAS geben mussten. Und was tun wir heute?

Aber nicht nur Kleinkinder, sondern und gerade auch ältere Kinder und Jugendliche brauchen uns Erwachsene, unsere Zuwendung und Ermutigung. Tagtäglich erlebe ich als Lehrer, wie wichtig es ist, sich Zeit für die Jugendlichen zu nehmen, ihnen zuzuhören und sie immer wieder zu unterstützen.  Eine starke Bindung zwischen Erwachsenen und Kinder ist der beste Garant für eine gesunde, das Selbstvertrauen der Kinder fördernde Entwicklung. Eine solche Beziehung basiert auf Vertrauen und hält auch in schwierigsten Lebenslagen. Gerade in der Pubertät brauchen die Kinder und Jugendlichen uns Erwachsene, die ihnen auf dem Weg der Identitätsfindung und des Erwachsenwerdens helfen.

Die Kindererziehung ist das primäre Recht der Eltern und keine Staatsaufgabe. Tragen wir Sorge zu den Elternrechten. Die Kinder sind unser höchstes Gut, unsere Zukunft und unsere Hoffnung. Wir Erwachsene tragen hier die Verantwortung für die zukünftigen Generationen und auf welchen Werten unser Zusammenleben basieren wird.