Der Ruf nach Liebe (25.1.2024)

Die Psalmen wollen in der heutigen Zeit namenloser Bedrängnisse dem fragenden Menschen den von Gott ihm bestimmten Weg erhellen, zum Verständnis der Geschehnisse führen und ihn lehren, wie er in den verschiedenen Gegebenheiten seines Lebens mit Gott sprechen kann. Nur ein gläubiges und liebendes Aufnehmen und Sich-führen-lassen wird uns Menschen beim Lesen der Psalmen weiterhelfen.

Keine Gebete sind im Verlauf von Jahrtausenden so oft und überall unter dem auserwählten Volk und später in der Christenheit gebetet und gesungen worden wie die Psalmen: Zunächst bei den Gottesdiensten des Alten Bundes, sodann von Christus selbst und seinen Jüngern und weiter durch alle Christengemeinden der Jahrhunderte, von Klöstern, Priestern und Laien bis auf den heutigen Tag; denn es findet sich darin die Offenbarung Gottes, wie sie sich in Christus erfüllte.

Wie unterschiedlich die Psalmen doch sind! Überaus feine, dann wieder kraftvolle, jubelnde Worte, wie sie nur ein Begnadeter, Liebender sprechen kann. Ein Geheimnis darf den Betern nicht verschlossen bleiben: Der Sinn der Psalmen erschliesst sich nur dem liebenden Beter. Hier gilt das Wort des grossen heiligen Augustinus: “Denk dir einen Liebenden, er versteht, was ich sage!”

Was geschieht in den Psalmen? Sei es die Gemeinde oder der Einzelne: Sie treten in ihrer Bedrängnis vor Gott und breiten ihm ihre Not aus, aus innerstem Wissen: Er allein kann helfen. Sie klagen über das Schweigen Gottes, erinnern ihn an seine früheren Hulderweise, malen die Not aus, beklagen sich über die Feinde, kommen manchmal auf die eigene Not zu sprechen und schliesslich zu einem eindringlichen Bitten: Gott möge die Not wenden.

Und wenn wir jetzt die Psalmen beten, sind wir uns in Demut bewusst: Es geht um die Sprache des Heiligen Geistes, der in unseren Herzen seufzt: Abba – Vater.

Quelle: Psalmen, Volksausgabe, Magnificat-Verlag

 

Nachfolgend der Versuch eines eigenen Psalms:

Der Ruf nach Liebe 

In der Tagesfrüh, da such ich dich, dich meinen Schöpfer und meinen Gott. Dich allein begehr ich. Du bist die tiefe Sehnsucht meines Herzens. Mein Herz, das leer und erschöpft ist, das sich nach Liebe sehnt, nach Liebe dürstet. Doch es bleibt ungestillt! Wo bist du, mein Gott?

Hörst du mein Rufen in meinem Elend nicht? Wie kann ich leben, wenn du nicht da bist, wenn du mein Leben nicht mit deiner Liebe erfüllst?

Rette mich aus dieser Verzweiflung und Not. Sei du mir der Hort der Hoffnung, sei du mein Licht in der Dunkelheit des Lebens, in den täglichen Versuchungen, im Leid und im Kreuz. Dein Licht, oh Herr, ersehne ich, deine Gnade, die meinem langen Suchen und Getriebensein ein Ende bereitet, weil ich weiss, dass du da bist, dass du mich liebst, auch wenn ich von deiner Liebe scheinbar oft nichts spüre. Ja, Herr, verändere mein Herz durch deine Gnade, schenk mir ein neues Herz, das zur Liebe fähig ist, das lieben und Liebe annehmen kann.

Du bist die Zuversicht meines Lebens. Leite mich auf deinen Pfaden, erfülle mich mit deiner grenzenlosen Liebe, die meine tiefe Trauer und Ohnmacht zum Guten wenden kann. Lass mich glauben wider allen Glauben. Lass mich hoffen wider alle Hoffnung. Und lass mich Vertrauen wider alles Vertrauen. Lass mich dein geliebter Sohn sein. Mehr begehre ich nicht. Erfülle mein armes, schwaches und wankelmütiges Herz mit deiner grenzenlosen Liebe…. ja, Herr, du hast mich erhört!