Der Islam stellt zusehends eine gewichtige Herausforderung für Europa dar. Problematische Themen wie Dschihad, Polygamie und Kinderehen werden untrennbar mit dem Islam verknüpft. Das sind Werte und Rechtsvorstellungen, die unserer schweizerischen Rechts- und Gesellschaftsordnung diametral entgegenstehen. An der Tagung der Stiftung Zukunft CH vom 7. Mai 2022 im EGW Bern-Zentrum mit zwei renommierten Islamexperten stand deshalb die Frage im Fokus, ob der Islam reformierbar sei. Die Erkenntnisse lassen aufhorchen.
Von Ralph Studer
Das Referat von Islamwissenschaftler Lukas Wick stellte die Herausforderungen des Zusammenlebens zwischen dem Islam und der westlich-freiheitlich orientierten Gesellschaft klar heraus. „Nach islamischer Vorstellung ist jeder Mensch von Geburt an, sozusagen von Natur aus, ein Muslim. Staat und Religion sind im Islam untrennbar miteinander verbunden“, so Wick. Während wir in der Schweiz politische Partizipation und verfassungsmässig garantierte Freiheitsrechte kennen und Staat und Kirche heute weitgehend entflochten sind, brachten Versuche, Verfassungsordnungen im 19. und 20. Jahrhundert in islamischen Ländern wie Tunesien, Ägypten und Iran einzuführen, nicht den erhofften Erfolg. Der Westen vergesse zu oft, dass Mohammed in Medina eine politische Ordnung etabliert und ein abschliessendes Werte- und Politsystem eingeführt habe.
Schwammiger Wertediskurs
Der schwammige und kaum definierte Wertediskurs in Europa führe zu einer weiteren Distanzierung zwischen Islam und westlicher Gesellschaft und rufe seitens Moslems eine Abwehrhaltung hervor. Der Islam stellt mit seinem eigenen Staats- und Wertesystem für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zweifellos eine beträchtliche Herausforderung dar, schloss Wick seine Ausführungen.
Dr. Shafique Keshavjee, Religionswissenschaftler und erfolgreicher Buchautor, zitierte gleich zu Beginn seines auf Französisch gehaltenen Referats den Schriftsteller Boualem Sansal, der den politischen Islam in den nächsten zwei Jahrhunderten als die gefährlichste Angelegenheit einstuft und den Islam als globales, totalitäres System bezeichnet, das schwer zu reformieren sei. Auch Keshavjee selbst hält es kaum für möglich, dass der Islam reformiert werden könne. „Eine Reform des Islam bedeutet nämlich eine Rückkehr zu Mohammed, eine Rückkehr zu einer Spiritualität, welche mit politischer und militärischer Macht verbunden ist“, argumentiert Keshavjee. Die heute in der Schweiz existierenden islamischen Organisationen seien zwar sehr unterschiedlich ausgerichtet, ebenso wie die Muslime selbst, von denen viele niemals eine Moschee aufsuchten. Allerdings, so Keshavjee, gibt es eine beunruhigende Entwicklung unter jungen Moslems. So zeigt eine Studie aus Frankreich, dass für eine Mehrheit der jungen Muslime bis 25 Jahre die Scharia, das islamische Recht, wichtiger sei als die französische Rechtsordnung. Man müsse sich bewusst sein, dass Mohammed im Islam die Stellung eines Propheten und zugleich eines politischen und militärischen Führers innegehabt habe. Terror und Gewalt seien im Islam erlaubte Mittel zur Änderung von Gesellschaften. Es mutet, so der Religionswissenschaftler mit indischen Wurzeln, daher oft sonderbar an, wenn in der UNO-Menschenrechtskommission auch Vertreter aus islamischen Staaten teilnehmen: Staaten, welche die Menschenrechte mit Füssen treten.
Strategie der Eroberung
In den Bereichen Schule, Finanzen, Moscheen, Familie, Halal-Fleisch und Arbeit bestehen heute sicherlich grosse Herausforderungen durch den Islam, zeigte sich der Religionswissenschaftler besorgt. Organisationen wie die Muslimbruderschaft verfolgten zudem aktiv die Strategie der islamischen Eroberung des Westens. Diese Strategie ist, so Keshavjee, auch bereits in den religiösen Regeln des Islam grundgelegt: Jeder Christ hat das Recht, Muslim zu werden. Kinder aus gemischten Ehen werden als Muslim erzogen. Christen, die eine Muslimin heiraten, müssen hingegen zum Islam konvertieren.
In der anschliessenden Podiumsdiskussion beantworteten die Experten während 90 Minuten die vom Publikum gestellten Fragen. Es wurde mehrfach die Forderung laut, dass es endlich an der Zeit sei, über all diese Probleme offen in Politik und Schulen zu reden.
Das Referat des Religionswissenschaftlers Dr. Shafique Keshavjee ist mit zusätzlichen Ausführungen als Broschüre mit dem Titel „Ist der Islam reformierbar?“ bei Zukunft CH erhältlich. Jetzt bestellen unter: Zukunft CH Broschüre Reform im Islam
Quelle: https://www.zukunft-ch.ch/reform-des-islam-bedeutet-rueckkehr-zu-mohammed/